Weckruf aus Karlsruhe: Handwerk schlägt Alarm: MIT Nordbaden drängt auf Entbürokratisierung und echte Reformen

Datum des Artikels 03.12.2025

Karlsruhe, November 2025 – Zum Jahresende hat sich der Vorstand der MIT Nordbaden zu einem intensiven Austausch mit dem Präsidenten der Handwerkskammer Karlsruhe, Karsten Lamprecht, im Haus des Handwerks getroffen. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die drängenden Herausforderungen des Mittelstands sowie konkrete Lösungsansätze für Betriebe und Kommunen in der Region

Carsten Lamprecht, Präsident der Handwerkskammer Karlsruhe
„Das Handwerk ist bereit, seinen Beitrag zu leisten – aber wir brauchen endlich Rahmenbedingungen, die unseren Betrieben Luft zum Arbeiten lassen. Die aktuelle Bürokratie trifft vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen, die keine eigenen Verwaltungsabteilungen haben. Wenn unsere Meisterinnen und Meister mehr Zeit mit Formularen als mit Kunden verbringen, dann läuft etwas gewaltig schief. Wir erwarten von der Politik, dass sie die Entlastung des Mittelstands zur Chefsache macht – und zwar nicht in Ankündigungen, sondern in der Umsetzung.“

Bürokratie als Wachstumsbremse – MIT Nordbaden fordert politischen Befreiungsschlag
Ein zentraler Schwerpunkt des Austauschs war die zunehmende Überlastung durch Bürokratie. Die Mitglieder der MIT Nordbaden und des Handwerkskammerpräsidenten waren sich einig:

Die Regulierung hat ein Ausmaß erreicht, das Handwerk und Kommunalverwaltungen in ihrer Arbeitsfähigkeit massiv beeinträchtigt.

„Der Mittelstand braucht endlich eine Politik, die uns arbeiten lässt, statt uns zu behindern. Die Bürokratie nimmt Ausmaße an, die weder wirtschaftlich noch gesellschaftlich zu verantworten sind.“, so die Bezirksvorsitzende Inka Sarnow.

Im Handwerk führen kleinste Detailvorgaben inzwischen zu unverhältnismäßigem Aufwand. Genannt wurden unter anderem die Pflicht, jede einzelne Trittleiter mit Prüfsiegeln zu versehen und gleichzeitig traditionelle Sprossenleitern vollständig aus dem Einsatz zu verbannen – Maßnahmen, die nicht nur praxisfern sind, sondern Betriebe zu unnötig teuren Ersatzbeschaffungen zwingen.

Hinzu kommt beispielweise auch die zeitintensive Anmeldung selbst kleinster Photovoltaikanlagen, die dem Elektrohandwerk mittlerweile einen kompletten Arbeitstag kostet und so wertvolle Arbeitszeit blockiert, die eigentlich für Kunden und Projekte benötigt wird.

Peter Rebscher:
„Wenn ein Elektriker für die Anmeldung einer kleinen PV-Anlage fast einen Arbeitstag verliert, läuft etwas grundlegend falsch. Das ist Ressourcenverschwendung, die wir uns nicht leisten können.“

Auch die kommunale Ebene steht unter massivem Druck – und verursacht selbst enorme Kosten. Am Beispiel der Stadt Baden-Baden zeigt sich: Innerhalb weniger Jahre wurde der Personalbestand der Stadtverwaltung um über 300 Beschäftigte aufgestockt, während die Einwohnerzahl nur leicht gewachsen ist. Die Stadt gibt inzwischen rund 100 Millionen Euro im Jahr für Personal aus – das entspricht rund 70 Prozent der Steuereinnahmen.

Diese Entwicklung ist kein Naturgesetz, sondern eine direkte Folge der politisch erzeugten Regulierungsflut. Jede neue Vorschrift schafft neue Stellen, neue Zuständigkeiten – und neue Kosten, die ausschließlich vom Steuerzahler getragen werden.
Die Frage drängt sich auf: Brauchen wir diesen aufgeblähten Verwaltungsapparat wirklich?

Hierzu Martin Kandzior: „Wir müssen verhindern, dass jede neue Vorschrift neue Verwaltungsstellen produziert, die der Steuerzahler trägt. Der Mittelstand ist kein Experimentierfeld für Bürokratie. Gerade Start-ups und junge Nachfolger brauchen Freiraum zum Unternehmertum – nicht weitere Formularstapel.“

Konkrete Reformforderungen der MIT Nordbaden
Um die Handlungsfähigkeit des Mittelstands wiederherzustellen, fordert die MIT Nordbaden:
• ein Verfallsdatum für Vorschriften,
• die Abschaffung doppelter Meldepflichten,
• die Einführung eines Entbürokratisierungsministers nach hessischem Vorbild,
• sowie eine deutliche Vereinfachung europäischer Verfahren, einschließlich des Omnibus-Verfahrens und des Lieferkettengesetzes.

Kritischer Blick auf EU-Regulierungen
Auch die europäische Gesetzgebung wurde klar adressiert. Die anwesenden Mitglieder kritisierten die zunehmende Verkomplizierung und Intransparenz europäischer Verfahren. Speziell das Lieferkettengesetz wurde trotz abgeschwächter Version weiterhin als praxisfern und überbürokratisiert bewertet.

Neubauprojekt der Handwerkskammer rückt Zukunftsthemen in den Fokus
Im Rahmen des Austauschs präsentierte Kammerpräsident Carsten Lamprecht zudem das geplante Neubauprojekt der Handwerkskammer, das weitgehend klimaneutral umgesetzt werden soll. Vorgesehen sind unter anderem der Anschluss an ein Fernwärmenetz sowie der Einsatz moderner, energieeffizienter Gebäudetechnik. Das Projekt befindet sich bereits in der frühen Planungsphase und wird mit hoher Priorität vorangetrieben.

Karl Knopf:
„Die Regulierungsflut erstickt den Unternehmergeist. Wir brauchen wieder Mut zur Vereinfachung und Vertrauen in die Betriebe, statt Misstrauen in Form endloser Vorgaben.“

Schlussfolgerung: Mittelstand braucht weniger Regulierung und mehr Umsetzungskraft
Am Ende der Gespräche war klar: Der Mittelstand benötigt dringend politische Rahmenbedingungen, die Unternehmertum stärken statt behindern. Die MIT Nordbaden wird sich im neuen Jahr mit Nachdruck für Entbürokratisierung, pragmatische Lösungen und eine mittelstandsfreundliche Politik einsetzen.

Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) ist mit rund 25.000 Mitgliedern der größte parteipolitische Wirtschaftsverband in Deutschland. Die MIT setzt sich für die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft und für mehr wirtschaftliche Vernunft in der Politik ein.

Die beigefügten Bilder dürfen in direktem Zusammenhang mit diesem Artikel und der Berichterstattung über die MIT Nordbaden verwendet werden. Eine weitergehende Nutzung ist nach Rücksprache und Freigabe durch Martin Kandzior ebenfalls möglich.


Kontakt
Martin Kandzior
Pressesprecher
Basler-Tor-Str. 30
76227 Karlsruhe 
mk [at] kandzior.eu
0173 8825194

 

 

 

 

 

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