Köln / Nordbaden, 29. September 2025
Es war kein Mittelstandstag im herkömmlichen Sinn – es war ein Weckruf. Der Bundesmittelstandstag der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) am 26. und 27. September 2025 in Köln hat deutlich gemacht, dass Deutschland an einem wirtschaftspolitischen Wendepunkt steht. Zwei Tage lang kamen Unternehmerinnen und Unternehmer, Verbandsvertreter, Politiker und Delegierte aus allen Regionen zusammen, um das Rückgrat der deutschen Wirtschaft – den Mittelstand – neu zu positionieren. Die MIT Nordbaden war mit einer engagierten Delegation vertreten und kehrt mit klarer Botschaft zurück: Deutschland kann mehr – und Deutschland muss wieder wollen.
Ein Treffen der Macher
Bereits die Eröffnung durch die Bundesvorsitzende Gitta Connemann setzte den Ton: weniger Regulierung, mehr Vertrauen in Eigeninitiative, weniger Planwirtschaft, mehr Mut zur Marktwirtschaft. Connemann machte klar, dass die MIT keine Protestvereinigung ist, sondern die gestaltende Kraft im wirtschaftspolitischen Spektrum der Union. Sie lobte die Bereitschaft der Delegierten, Verantwortung zu übernehmen – für Betriebe, Mitarbeiter und die Gesellschaft.
Die Stimmung im Saal war kämpferisch. Nach Monaten wirtschaftlicher Unsicherheit, steigender Energiepreise, wachsender Bürokratie und schleppender Konjunktur zeichnete sich in Köln etwas ab, was lange gefehlt hat: ein gemeinsamer Wille zur wirtschaftlichen Selbstbehauptung. Deutschland soll wieder auf Kurs gebracht werden – durch Fleiß, Vernunft und Unternehmergeist. Ein Leitantrag mit Substanz – kein Papier für die Schublade
Das Herzstück des Bundesmittelstandstags war der neue Leitantrag der MIT Deutschland. Er trägt den Titel „Wirtschaftswende – Deutschland kann mehr“ und ist kein Sammelsurium politischer Absichtserklärungen, sondern ein konkretes wirtscha tspolitisches Programm. Darin formuliert die MIT, was viele in den Betrieben längst spüren: Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos – wenn die richtigen Weichen gestellt werden.
Im Mittelpunkt steht eine klare Botschaft: Deutschland braucht eine umfassende Reformagenda, die Bürokratie abbaut, Investitionen erleichtert, Energie bezahlbar macht und
die Steuerbelastung senkt. Die Regierung habe, so heißt es im Antrag, „die Wirtschaftswende eingeleitet“. Doch die MIT fordert, dass sie diese auch konsequent zu Ende führt.
Der Leitantrag spricht von einer neuen Dynamik, die sich bereits abzeichnet: mit einem Investitions-Sofortprogramm, beschleunigten Abschreibungen und einer geplanten Senkung der Unternehmenssteuern. Er würdigt die Abschaffung der Gasspeicherumlage und die teilweise Übernahme der Übertragungsnetzentgelte als wichtige Entlastungsschritte für Bürger und Betriebe. Doch zugleich warnt er davor, sich darauf auszuruhen. „Die Wirtschaftswende steht erst am Anfang“, heißt es dort. Deutschland müsse endlich seine strukturellen Wachstumsprobleme angehen und den Reformstau auflösen.
Besonders eindrucksvoll ist der Teil des Leitantrags, der den Mittelstand selbst beschreibt – mit Zahlen, die seine Bedeutung greifbar machen: Über 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind kleine und mittlere Betriebe. Sie erwirtschaften rund 50 Prozent der Nettowertschöpfung und bilden 75 Prozent aller Lehrlinge aus. Diese Zahlen sind nicht nur Statistik – sie zeigen, dass ohne den Mittelstand kein Wohlstand denkbar ist. Oder, wie es im Antrag heißt: „Mittelstand wirkt.“
Der Mittelstand als Rückgrat der Nation
Diese Formulierung war kein Zufall. Sie wurde in Köln vielfach aufgegriffen und weitergetragen – auch von der Delegation aus Nordbaden, die deutlich machte, dass der wirtschaftliche Motor der Republik nicht in Berlin, sondern in den Betrieben brummt. Der Mittelstand sei das Rückgrat, aber auch der Gradmesser, wie es um Deutschland steht:
Wenn Handwerksbetriebe unter Strompreisen ächzen, wenn Start-ups an Formularen scheitern und wenn Familienunternehmen ihre Nachfolge nicht geregelt bekommen, dann läuft etwas grundsätzlich falsch.
Hier setzte die MIT an. In Köln war spürbar, dass der Mittelstand wieder gehört werden will – nicht mit Parolen, sondern mit Lösungen. Der neue Leitantrag fordert eine Staatsquote von maximal 45 Prozent, um den öffentlichen Sektor zu verschlanken und Mittel für Investitionen freizusetzen. Öffentliche Gelder sollen gezielt in Infrastruktur, Digitalisierung und Energieprojekte fließen. Die MIT pocht auf Haushaltsdisziplin, fordert aber zugleich, dass private Investitionen mobilisiert werden – durch verlässliche steuerliche Rahmenbedingungen, durch Vertrauen in Märkte und durch eine entschlossene Reform des Subventionswesens.
Digitalisierung und Bürokratieabbau – die Dauerbremse muss fallen
Ein besonders starkes Signal sendet der Antrag beim Thema Bürokratieabbau. Die MIT fordert einen radikalen Kulturwandel in der Verwaltung: hin zu digitalen, antragslosen Verfahren, weg von Papierfluten und Verordnungswahnsinn. Das sogenannte „Once-Only“- Prinzip, wonach Bürger und Unternehmen ihre Daten nur einmal gegenüber Behörden angeben müssen, soll endlich gesetzlich verankert werden.
Die MIT will, dass Genehmigungen künftig nicht mehr Monate dauern, sondern binnen Tagen erteilt werden können – durch Genehmigungsfiktionen, klare Zuständigkeiten und den Abbau von Verbandsklagerechten, die Bau- und Infrastrukturprojekte häufig über Jahre verzögern. Auch das nationale Lieferkettengesetz und die EU-Lieferkettenrichtlinie sollen abgeschafft werden. „Wir müssen raus aus der Bürokratie-Spirale“, heißt es dazu unmissverständlich im Antrag. „Wer Unternehmen überreguliert, verhindert Innovation.“
Diese Forderungen sind für die Region Nordbaden besonders relevant. Zwischen Rhein- Neckar und Odenwald sitzen zahlreiche exportstarke Mittelständler, Maschinenbauer, Handwerksbetriebe und Start-ups, die unter den bürokratischen Belastungen besonders leiden. Hier geht es nicht um Bequemlichkeit, sondern um Wettbewerbsfähigkeit. Wenn ein neuer Produktionsstandort in Deutschland doppelt so lange genehmigt wird wie in Polen, verliert der Standort seine Attraktivität.
Die Energiefrage – Herzstück der Wettbewerbsfähigkeit
Kaum ein Thema wurde in Köln so emotional diskutiert wie die Energiepolitik. Steigende Preise, Unsicherheit bei der Stromversorgung und ideologisch geprägte Debatten über Technologieverbote haben viele Unternehmer verunsichert. Der Leitantrag stellt hier klar:
Energiepolitik muss marktwirtschaftlich gedacht werden – bezahlbar, sicher und technologieoffen.
Die MIT fordert die Absenkung der Stromsteuer auf das europäische Mindestniveau und eine dauerhafte Reduktion staatlicher Umlagen. Zugleich soll das Energieangebot deutlich erhöht werden – nicht einseitig über Wind und Sonne, sondern durch Vielfalt: Biomethan, Geothermie, Wasserkraft, Speicher, Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe und neue Generationen von Kernkraftwerken. Auch die CO₂-Abscheidung und -Speicherung (CCS) soll kein Tabuthema mehr sein. „Wer Innovation will, darf keine Denkverbote haben“, so der Tenor vieler Delegierter.
Die MIT Nordbaden sieht darin eine klare Linie, die auch in der Region relevant ist. Industrie, Handwerk und Logistikunternehmen leiden unter hohen Energiekosten. Nur durch Versorgungssicherheit und technologieoffene Förderung lassen sich Produktionsstandorte halten. Ein Mitglied der Delegation formulierte es treffend: „Der Mittelstand braucht keine Subventionen – er braucht verlässliche Preise und Planungssicherheit.“
Arbeit, Fachkräfte, Sozialsysteme – Leistung muss sich wieder lohnen
Neben Steuern, Energie und Bürokratie widmet sich der Leitantrag auch der Arbeitswelt. Die MIT fordert eine Reform des Bürgergelds hin zu einer „aktivierenden Grundsicherung“, bei der Arbeit sich wieder lohnt. Leistungsbereitschaft müsse belohnt, Missbrauch verhindert werden.
Die „Aktivrente“ soll älteren Arbeitnehmern ermöglichen, bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuzuverdienen – ein Signal an all jene, die arbeiten wollen und können, ohne dafür bestraft zu werden.
Ein zentrales Thema bleibt der Fachkräftemangel. Mit der Forderung nach einer zentralen „Work-and-stay“-Agentur will die MIT Einwanderungsverfahren vereinfachen und beschleunigen. Zuständigkeiten sollen gebündelt, Anerkennungsverfahren digitalisiert und überflüssige Hürden abgebaut werden. Besonders hervorgehoben wurde dabei die Bedeutung qualifizierter Zuwanderung – nicht als Ersatz für Ausbildung, sondern als
Ergänzung.
Für Selbstständige und Gründer sieht der Antrag neue Leitplanken: Eine klare Abgrenzung zwischen Selbstständigkeit und Scheinselbstständigkeit soll Rechtsklarheit schaffen. Wer
gutgläubig handelt, darf nicht mit rückwirkenden Beitragsforderungen bestraft werden. Zudem sollen neue Prüfkriterien und eine unabhängige Instanz für mehr Fairness sorgen. „Selbstständigkeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Wirtschaft“, heißt es im Antrag. „Wer sich selbstständig macht, übernimmt Verantwortung – für sich, seine Familie und andere.“
Stimmen aus Nordbaden
Inka Sarnow, Bezirksvorsitzende der MIT Nordbaden, sieht den Leitantrag als „Arbeitsprogramm für Tüftler, Macher und Familienunternehmer“. Sie betont, dass der Mittelstand keine staatliche Bevormundung brauche, sondern Vertrauen. „Wir schaffen Freiräume, damit Leistung wieder Wirkung entfalten kann“, sagte Sarnow.
Jan Peter Kalus, ebenfalls stellvertretender Bezirksvorsitzender, hob den finanzpolitischen Teil hervor: „Die Deckelung der Staatsquote und die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags sind überfällig. Nur so setzen wir Kapital frei, das investiert werden kann.“
Für Markus Schindele, den dritten stellvertretenden Vorsitzenden, liegt die Zukunft in der Technologieoffenheit: „Technologieoffenheit ist kein Schlagwort, sondern Standortpolitik. Nur mit Wasserstoff, Speichertechnologien und neuer Kerntechnik sichern wir industrielle Wertschöpfung.“
Auch in der Gründerszene finden die Beschlüsse Zuspruch. Pressesprecher Martin Kandzior betont den Aspekt der Start-up-Förderung: „Gründerschutzzonen, Reallabore und die Möglichkeit, ein Unternehmen in 24 Stunden zu gründen – das ist die richtige Antwort auf internationale Konkurrenz. Start-ups brauchen Speed, nicht Formulare.“
Dr. Benedikt Bühler, Bezirksvorstandsmitglied und Apotheker, mahnt mit Blick auf die Apothekenversorgung: „Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen für Apotheken vor Ort – planbare Honorierung, Entbürokratisierung und digitale Schnittstellen. Nur so sichern wir die Patientenversorgung in Stadt und Land.“
Nordbaden als Motor der Umsetzung
Die MIT Nordbaden sieht sich als Motor dieser Reformbewegung. Die Region ist traditionell stark im industriellen Mittelstand verwurzelt, mit einem hohen Anteil an Familienunternehmen, Handwerksbetrieben und Hidden Champions. Für sie sind die Beschlüsse des Bundesmittelstandstags kein theoretisches Papier, sondern eine Handlungsgrundlage.
Die MIT Nordbaden wird diesen Geist mit in die Region tragen – mit klaren Worten, pragmatischen Ideen und einem festen Ziel: die Rahmenbedingungen für die Leistungsträger unseres Landes zu verbessern. Denn eines hat Köln gezeigt: Mittelstand wirkt – wenn man ihn lässt.
Kontakt
Martin Kandzior
Pressesprecher
Basler-Tor-Str. 30
76227 Karlsruhe
martin.kandzior [at] cdu-mas.de
0173 8825194
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